Embraced Void

Reijiro Wada

06.11 – 19.12

November 6 – December 19, 2020
Opening: Friday, November 6, noon – 8 p.m.
Daniel Marzona is pleased to present an exhibition with works by Reijiro Wada.
The exhibition brings together works from three distinct, but related series which point to various philosophical, sociological, and art historical aspects of the “void”.
The large, free standing sculpture Scarlet Portal is composed of a brass frame which holds two glass panels. The whole structure is kept upright by a massive block of marble. The space between the panels is filled with red wine. The upper level of the otherwise spotless, monochrome red surface creates a vacuum, a fully transparent zone. This “opening” acts like an entrance, leading the viewer to a border, and pointing to what might lie beyond. Complex contrasts, such as real phenomena and phantoms, temporality and permanence, the natural and the made, are brought to mind.
The works in the series Memento Mori demonstrate a destructive or even violent tone. Okinawa was heavily destroyed and the landscape lost its original character, due to countless artillery bombardments during the so called “rain of steel“. The radical transformation of the Japanese landscape inspired this series of small sculptures. Heavily charged objects, like the head of an iron statue, or a stone which was exposed to radiation in Hiroshima, were forcefully thrown into cubes of concrete. The resulting craters freeze these violent encounters, and resemble small sites of destruction, like models of cultural and ideological clashes buried in history.
For the pictorial works of his Vanitas series, Wada stands two or more, brass plates at steep angles to each other on the floor, making it possible for fruit, thrown with great force into the construction, to remain there until it decomposes. Once the process of rotting is complete, Wada dismantles the arrangement and hangs the plates to create a diptych on the wall, leaving the random, oxidized, traces of the action on the plates. In doing so, Wada again gives the “void”, or absence, a sense of presence, a central theme of his practice.

Reijiro Wada (born 1977 in Hiroshima, Japan) lives and works in Berlin. After a solo exhibition at Capsule, Tokyo (2017) his work was shown at the Tbilisi Architecture Biennal 2018.

_______

Daniel Marzona freut sich, eine Einzelausstellung mit Arbeiten von Reijiro Wada anzukündigen.

Die Ausstellung vereint Arbeiten aus drei unterschiedlichen, jedoch verwandten, Werkgruppen, die alle, auf die eine oder andere Weise, auf verschiedene philosophische, soziologische, und kunsthistorische Aspekte der Leere hindeuten.

Die große, freistehende Skulptur Scarlet Portal besteht aus einem Messingrahmen, der zwei Glasscheiben hält. Der Rahmen wird aufrecht gehalten von einem schweren Marmorblock. Der Raum zwischen den Scheiben ist mit Rotwein gefüllt. Der obere Teil der ansonsten makellos monochromen, roten Oberfläche wird durch ein Vakuum optisch geöffnet, so dass eine vollständig transparente Zone entsteht. Diese ‚Öffnung‘ führt den Blick an eine Grenze, und verweist auf das, was hinter ihr liegen könnte. Komplexe Kontraste und Ambivalenzen zwischen realen Phänomenen und Phantomen, zwischen Zeitlichkeit und Dauer, zwischen dem Natürlichen und dem Gemachten, bieten ein weites Feld der Interpretation an.

Die Werke der Serie Memento Mori haben einen destruktiven oder sogar gewalttätigen Zug. Die Präfektur Okinawa wurde durch unzählige Artillerie-Bombardements, dem sogenannten „Stahlregen“, schwer zerstört, und ihre Landschaft verlor ihre ursprüngliche Form. Die erzwungene Veränderung der Struktur und Wahrnehmung einer dem Künstler wohl vertrauten japanischen Landschaft inspirierte eine Reihe kleiner Skulpturen. Stark aufgeladene Gegenstände, wie der Kopf einer Eisenstatue, oder ein Stein, welcher der Strahlung in Hiroshima ausgesetzt war, wurden mit Wucht in Betonwürfel geworfen. Nachdem das Material ausgehärtet ist, frieren Krater den Moment dieser gewalttätigen Zusammenstöße ein. Die kleinen aufgebrochenen Kuben der Zerstörung wirken wie Modelle kultureller und ideologischer Konflikte, die in der Geschichte der Moderne begraben sind.

Für die Bildwerke aus seiner Vanitas-Serie ordnet Wada zwei oder mehr Messingplatten in einem flachen Winkel zueinander an, der es erlaubt, dass die mit Wucht in die Konstruktion geworfenen Früchte bis zu ihrer Verwesung an ihrem Ort verharren. Ist der Prozess der Verrottung  abgeschlossen, löst Wada die Anordnung auf und hängt die Platten, beispielsweise zu einem Diptychon geordnet, an die Wand, und stellt die letztlich zufällig auf den Bildträgern verbliebenen Spuren seiner Aktion zur Disposition. In diesen Werken verleiht Wada der Leere, oder der Abwesenheit, erneut ein Gefühl der Präsenz, und stellt sie in den Mittelpunkt der Interpretation seiner Praxis.

Reijiro Wada (*1977 in Hiroshima, Japan) lebt und arbeitet in Berlin. Nach einer Einzelausstellung in Capsule, Tokio (2017) wurde seine Arbeiten auf der Architekturbiennale in Tiflis (2018) gezeigt.