It Neither Begins Nor Ends Anywhere

Vajiko Chachkhiani

24.01 – 28.02

Opening: Friday, January 23, 2015, 6-9 pm

 

Daniel Marzona is pleased to announce the first solo exhibition of Georgian artist Vajiko Chachkhiani (b. 1985 in Tbilisi, lives and works in Berlin) in Berlin.
Chachkhiani’s work operates somewhere between the outside world and the human psyche bringing the shadowy aspects of our Conditio humana to our awareness through a subtle and intriguing visual poetry. Frequently based on performances or transformative actions, many of Chachkhiani’s objects reveal an affinity to minimalism while being at the same time charged with narrative meaning.

His very simple cubic or rectangular blocks of white wax from the series “The Other Life” for example are much more complex than they first seem. Cast inside the sculptures, Chachkhiani has placed somewhat provocative objects which he has received in exchange for something that belonged to him. Along with the hidden object the artist has placed instructions for a new arrangement of the work. Thus, future recipients have the choice to live with the secret hidden or to transform the work altogether by opening the wax structure in order to retrieve the object with instructions. In “I Warned You there are Wolves Hereabouts” the essence of the work is, again, invisible, as the roots of two plants will, over time, grow around two hidden objects, one of them being a fatal weapon.

In other works Chachkhiani uses classical materials, such as concrete, wax and metal, combining them with hair, dead tree trunks or living plants. For “Pieta – the Weeping Walls” the artist used twelve locks of hair, obtained in an exchange, from women who were victims of domestic violence. Each lock is attached to an undefined and abstract form and wrapped in lead to form a long row leaning from wall to floor. The sculpted Pieta turns the wall and floor into the lap of a lamenting Mary.

In Chachkhiani’s most recent film “Life Track” we are confronted with the view of a window from outside. After a while we see a person getting closer to the window and then staring, motionless outside – at us. There is an eerie power in the eyes of the man who eventually disappears from the window. It’s revealed that he is a terminally ill patient in a hospice and it seems that his repeated silent appearance and disappearance could be a metaphor for our uncertainty with the finite nature of our existence – life and death once again.

Daniel Marzona freut sich, die erste Einzelausstellung des georgischen Künstlers Vajiko Chachkhiani (*1985 in Tiflis, lebt und arbeitet in Berlin) in der Galerie ankündigen zu dürfen.
Chachkhianis Kunst bewegt sich nicht selten auf der Schnittstelle zwischen einer Realität der Außenwelt und einem Inneren, der menschlichen Psyche. Mithilfe einer subtilen und gleichsam fesselnden, poetischen Bildsprache vermag er es, uns die düsteren Aspekte unserer Conditio humana ins Bewusstsein zu rufen. Die oftmals auf performativen Aktionen oder Prozess und Transformation basierenden Arbeiten weisen formal häufig einen Hang zum Minimalismus auf und sind doch gleichzeitig durch narrative Elemente stark mit Bedeutung aufgeladen.

Beispielsweise sind seine einfachen rechteckigen Strukturen aus weißem Wachs der Serie „The Other Life“ weitaus komplexer, als sie auf den ersten Blick scheinen. Im Inneren der Skulpturen befinden sich verborgene Objekte, eine Waffe etwa, welche der Künstler im Tausch gegen einen persönlichen Gegenstand erhalten hat. Zusammen mit dem Objekt hat Chachkhiani eine Anleitung in die Skulptur eingefasst, die über die weitere Regelung des Objekts verfügt; zukünftige Betrachter können folglich entscheiden, ob sie mit dem versteckten Geheimnis leben oder die Skulptur zugunsten einer Neuordnung zerstören wollen. In ähnlicher Weise ist die Essenz des Werks auch in “I warned you there are wolves hereabouts” unsichtbar – die Wurzeln der hier verarbeiteten Pflanzen werden mit der Zeit in der Erde versteckte Objekte umschlingen.

In anderen Arbeiten kombiniert Chachkhiani klassische Materialien wie Beton, Wachs und Metall mit menschlichen Haaren, verbrannten Baumstämmen oder lebenden Pflanzen. Für die Arbeit “Pieta – the Weeping Walls” verarbeitete der Künstler zwölf Haarlocken, die er ebenfalls im Zuge eines Tauschs von zwölf Frauen erhalten hat, die Opfer häuslicher Gewalt wurden. Jede Locke ist an eine undefinierte, abstrakte Form gebunden und in Blei gefasst zu einer langen Reihe verarbeitet, die an der Wand lehnt und zum Teil am Boden aufliegt. Die so gestaltete Pieta verwandelt Wand und Fußboden des Ausstellungsraumes in den Schoß der klagenden Maria.

Der kürzlich entstandene Film „Life Track“ konfrontiert den Betrachter zunächst mit der Außenansicht eines verschlossenen Fensters. Nach einiger Zeit tritt eine Person von innen an die Scheibe heran um dann bewegungslos am Fenster zu verweilen und geradewegs hinaus zu starren – auf uns. Für eine Weile sind wir in der unheimlichen Kraft im Blick des Mannes gefangen, bis sich dieser wieder vom Fenster entfernt. Es handelt sich um einen todkranken Patienten in einem Sterbehospiz, dessen wiederholtes Erscheinen und Verschwinden wie eine Metapher für die unsichere Natur unser aller Existenz verstanden werden kann – noch einmal Leben und Tod ganz nah beieinander.